Wurstesingen am Stephanustag

Das Wurstesingen in Benolpe: Eine jahrhundertealte Tradition lebt weiter

Hier in Benolpe findet am zweiten Weihnachtstag eine außergewöhnliche Tradition statt: das Wurstesingen. Dieses Brauchtum, dessen Ursprünge nicht bekannt sind, lässt sich mindestens bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen und ist eng mit dem Stephanustag verknüpft.

Am 26. Dezember wird der heilige Stephanus, der erste christliche Märtyrer, geehrt. Stephanus wurde im Jahre 5 n. Chr. geboren und starb durch Steinigung im Jahr 34. Er ist im Neuen Testament ein Diakon der Jerusalemer Urgemeinde. Er gilt als erster Märtyrer des Christentums und wird daher oft auch als Erzmärtyrer oder Protomärtyrer bezeichnet. (Quelle 1)

Woher kommt das Wurstesingen?

Schon vor vielen Generationenzogen die unverheirateten Männer des Dorfes von Haus zu Haus und sangen das traditionelle Wurstelied. Dabei führten sie eine Schirrgaffel, einen gegabelten Haselnussstamm, mit sich, an dem die gespendeten Würste aufgehängt wurden. Während des Zweiten Weltkriegs erhielten die Soldaten aus Benolpe eine Mettwurst an die Front, und die übrigen Würste wurden in den Dorfwirtschaften mit Sauerkraut oder Grünkohl zubereitet. Jeder Sänger bekam als Lohn einen Deckel, den er bis zum Dreikönigstag in der Wirtschaft einlösen konnte.

Mit dem Rückgang der Hausschlachtungen änderte sich die Entlohnung von Wurst zu Geld. Dennoch halten die Jugendlichen und Junggesellen bis heute an der Tradition fest. Die Schirrgaffel wird weiterhin symbolisch mitgeführt, und die Einnahmen werden inzwischen gemeinschaftlich in der Schützenhalle oder im Pfarrheim verwendet. Ein Teil davon fließt in gemeinnützige Projekte im Dorf. (Quelle 2)

Prost Neujahr!

Das Wurstesingen und Neujahrssingen sind mehr als nur ein Brauch – sie sind wie so viele andere Anlässe und Feste ein fester Bestandteil im Ablauf des Kirchenjahres und der Jahreszeiten. Und zeigt damit, dass eine kleine Dorfgemeinschaft auch über viele Generationen zwischen Tradition und Gegenwart funktionieren kann.
Auch wenn es für die Jüngeren herausfordernd ist, das Lied auf Plattdeutsch zu singen, gibt es keinen Mangel an Nachwuchs. Neben dem Wurstesingen ziehen die Männer auch am Neujahrstag erneut von Haus zu Haus, um mit einem dorfeigenen Lied gute Wünsche für das neue Jahr zu überbringen.

Das Wurstelied

Hier kam er geritten vor des Himmels Toren.
Wir singen zu einer Kirche, zu einer Sankt Elisabeth darinnen,
wo die Leute beten in der Stille.
Giät uns enne Mettwurst,
deu stillet Hunger un mäket Durst.
Vi wellt se äouk nit alle vertiären,
vi wellt der Sankt Elisabeth wat giäwen.
Giät uns ennen Schnurrekopp,
diäme deu ällen Hoore sind iutgerofft.
Enne Wurst, enne Wurst, enne Wurst.

  • Quelle: Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Schützenvereins Benolpe e. V.

Das Neujahrslied

Ein neues Jahr bringt der Schöpfer hervor, ein neues Lied singt unser Chor. In diesem neuen Jahr wünschen wir euch fürwahr: Viel Glück und Segen bring Gott, der Herr! O, höchster Herr, o höchste Frau, wir wünschen euch des Himmels Tau, viele Früchte auf das Feld, einen Beutel voller Geld! Das soll der Segen sein in diesem Jahr 2022. Wir wünschen euch, euch wünschen wir ein glückseliges neues Jahr, ein glückseliges neues Jahr!
Prost Neujahr!

  • Foto: Otto Kordes, 12/2024