Benolpe im Krieg: Briefe in die Heimat (I) – Camp 1550

Wer kennt sie nicht, die „guten Wünsche“, die sicher in keiner Zeit des Jahres öfter ausgesprochen werden als an Weihnachten oder um Weihnachten herum? Ein Kernsatz der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums lautet: „Friede auf Erden den Menschen guten Willens“ und in diesem Jahr 2023 wirkt er zeitgemäßer denn je!

Es wäre naheliegend, in diesem Zusammenhang auf aktuelle Kriegsereignisse einzugehen, doch an dieser Stelle möchte ich Texte betrachten, deren letzter vor 75 Jahren verfasst wurde. Geschrieben hat sie der Benolper Erwin Löcker, der 1943 als 18-jähriger in den Kriegsdienst einberufen wurde. Er diente zunächst in Dänemark, wurde später nach Frankreich verlegt und geriet dort im August 1944 in Gefangenschaft, die bis unmittelbar vor Weihnachten 1948 andauern sollte.

In losen Abständen publizieren wir hier Abschriften seiner Briefe, die er zur Weihnachtszeit an seine Mutter Franziska Löcker, sein Vater Franz starb am 02.07.1941, aus dem südfranzösischen Gefangenenlager Aubagne (Bouches du Rhone) bzw. einer Zeche im nahe gelegenen Greasque, wo er im Bergbau arbeitete, bzw. arbeiten musste, schrieb:

Camp: 1550                                Date: 12. Dezember 1944

Meine liebe Mutter!
Die erste Nachricht von mir wird ja nun wohl mittlerweile eingetroffen sein und somit haben Deine größten Sorgen um mich ein Ende gefunden. Ich kann Dir nur immer wieder schreiben, dass es mir noch gut geht und Du auch weiterhin beruhigt sein kannst. Ich warte allerdings jetzt mit Sehnsucht auf die erste Nachricht von Dir, hoffentlich bringt die nichts Unangenehmes, aber ich will doch hoffen, dass bei Euch noch alles in Ordnung ist. Fragen will ich nicht stellen, denn es sind ja immer die Selben. Ich wünsche nun Dir und allen anderen ein glückliches Neujahr und verbleibe mit den innigsten Grüßen    –       Dein Erwin
 
Anmerkung: Zugestellt am 05.03.1945 

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Reiner und Thomas Löcker, die dem Archiv des Heimat- und Fördervereins einen großen dorfgeschichtlich relevanten Fundus aus dem Nachlass Leni Löckers zur Verfügung gestellt und der Veröffentlichung vorstehender Texte zugestimmt haben.